Weihnachtskonzert (2019)

Kleinod romantischer Chormusik: Die Liedertafel Neustadt stimmt mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy auf die Festtage ein.

Wo ist der neugebor’ne König? Unermüdlich suchen die drei Weisen vom Morgenlande Jesus, um ihm zu huldigen – denn sie haben seinen Stern gesehen. „Die Geburt Christi“ bildet den ersten Teil eines Oratorienfragments von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847). Das 1847 begonnene Werk sollte eine Trias abschließen, deren erste Teile „Paulus“ und „Elias“ als Hauptwerke der Chormusik des 19. Jahrhunderts gelten. Der frühe und unerwartete Tod des Komponisten im November des gleichen Jahres ließ das Oratorium unvollendet zurück. 1852 wurde „Christus“ veröffentlicht, als 26. posthumes Werk Mendelssohns.

Am vierten Adventssonntag, 22. Dezember, ist „Die Geburt Christi“ Teil des Programms des diesjährigen Weihnachtskonzerts der Liedertafel Neustadt. Mehr noch als bei den vorangegangenen Auftritten wird dabei der Chor selbst im Vordergrund stehen. Unter der Leitung von Hans Jochen Braunstein begleitet die Kammerphilharmonie Weinheim die Liedertafel, die an diesem Abend ab 19 Uhr ein breites Spektrum romantischer Chormusik präsentiert. Die Solopartien übernehmen Veronika Wiedekind (Sopran) und Thomas Herberich (Bass).

In der ersten Konzerthälfte überwiegen filigran-besinnliche Klänge. Neben der „Geburt Christi“ und der „Trompetenouvertüre“ op. 101 von Felix Mendelssohn Bartholdy wird „Lauda Sion“ zu hören sein, das erste posthum veröffentlichte Werk des Komponisten. Bei der Vertonung der Verssequenz von Thomas von Aquin handelt es sich um eine Auftragsarbeit. Der Anlass war der 600. Jahrestag des Fronleichnamsfestes, das 1246 im Bistum Lüttich in der Basilika St. Martin erstmals gefeiert und knapp zwei Jahrzehnte später von Papst Urban IV. zum Fest der Gesamtkirche erhoben worden war. Die Überschneidung der Entstehungszeit mit jener des „Elias“ und der frühe Tod des Komponisten, der sein „Lauda Sion“ nie selbst dirigierte, führten dazu, dass dieses Werk trotz seiner musikalischen Brillanz über viele Jahrzehnte hinweg nur wenig Beachtung erfuhr. Das diesjährige Weihnachtskonzert der Liedertafel Neustadt ist daher eine der seltenen Gelegenheiten, diesen Meilenstein romantischer Kirchenkomposition live zu erleben.

Einem deutlich breiteren Publikum dürfte „Vom Himmel hoch“ bekannt sein, eine Choralkantate über Martin Luthers gleichnamiges Weihnachtslied. Sie steht am 22. Dezember im Zentrum der zweiten Konzerthälfte, deren Auftakt die „Weihnachtsouvertüre“ von Otto Nicolai über eben jenes Thema bildet. Franz Hauser, langjähriger Freund Felix Mendelssohn Bartholdys, gab dem jungen Komponisten ,,ein kleines Büchlein mit Luther’s Liedern“ auf dessen Italienreise mit. „Da will ich viel componiren“, schrieb Mendelssohn aus Mailand. In Rom besuchte er dann auch das Kloster, in dem der Reformator während seines Aufenthaltes gewohnt hatte. Am 28. Januar 1831 war „Vom Himmel hoch“ vollendet – ein klanggewaltiger und prachtvoller Ausdruck ungetrübter Weihnachtsfreude.

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