Mit dem Oratorium „Messiah“ von Georg Friedrich Händel präsentiert die Liedertafel Neustadt am vierten Adventssonntag, 18. Dezember, eines der bedeutendsten Werke der Musikgeschichte. Das festliche Weihnachtskonzert des Philharmonischen Chors unter der Leitung von Jürgen Weisser und begleitet von der Kurpfalzphilharmonie Heidelberg beginnt um 19:00 Uhr im Neustadter Saalbau. Die Solopartien übernehmen Giorgia Cappello (Sopran), Matthias Lucht (Alt), Fabian Kelly (Tenor) und Wolfgang Newerla (Bass). Bereits um 18:15 Uhr startet ein Vortrag im Beethovensaal. Darin erläutert Chorassistent Fabio Freund Wissenswertes rund um das Werk.
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Georg Friedrich Händel: „Messiah“
Erster Teil
Sinfonia
Accompagnato: Comfort ye my people (Tenor)
Arie: Ev’ry valley shall be exalted (Tenor)
Chor: And the glory, the glory of the Lord
Accompagnato: Thus saith the Lord (Bass)
Arie: But who may abide (Alt)
Chor: And He shall purify
Rezitativ: Behold, a virgin shall conceive (Alt)
Arie und Chor: O thou that tellest (Alt)
Accompagnato: For behold, darkness shall cover the earth (Bass)
Arie: The people that walked in darkness (Bass)
Chor: For unto us a Child is born
Pifa
Rezitativ: There were shepherds abiding in the field (Sopran)
Accompagnato: And lo, the angel of the Lord came upon them (Sopran)
Rezitativ: And the angel said unto them (Sopran)
Accompagnato: And suddenly there was with the angel (Sopran)
Chor: Glory to God in the highest
Arie: Rejoice greatly, O daughter of Zion (Sopran)
Rezitativ: Then shall the eyes of the blind (Alt)
Duett: He shall feed His flock (Sopran, Alt)
Chor: His yoke is easy– Pause –
Zweiter Teil
Chor: Behold the Lamb of God
Arie: He was despised (Alt)
Chor: Surely, He hath borne our griefs
Chor: And with His stripes we are healed
Chor: All we like sheep
Accompagnato: All they that see Him (Tenor)
Chor: He trusted in God
Accompagnato: Thy rebuke hath broken His heart (Tenor)
Arioso: Behold, and see if there be any sorrow (Tenor)
Accompagnato: He was cut off out of the land of the living (Tenor)
Arie: But Thou didst not leave His soul in hell (Tenor)
Chor: Lift up your heads, O ye gates
Rezitativ: Unto which of the angels (Tenor)
Chor: Let all the angels of God worship Him
Arie: Thou art gone up on high (Alt)
Chor: The Lord gave the word
Arie: How beautiful are the feet (Sopran)
Chor: Their sound is gone out
Arie: Why do the nations so furiously rage (Bass)
Chor: Let us break their bonds asunder
Rezitativ: He that dwelleth in heaven (Tenor)
Arie: Thou shalt break them (Tenor)
Chor: HallelujahDritter Teil
Arie: I know that my Redeemer liveth (Sopran)
Chor: Since by man came death
Accompagnato: Behold, I tell you a mystery (Bass)
Arie: The trumpet shall sound (Bass)
Rezitativ: Then shall be brought to pass (Alt)
Duett: O death, where is thy sting (Alt, Tenor)
Chor: But thanks be to God
Arie: If God be for us (Sopran)
Chor: Worthy is the Lamb
Chor: AmenEin Werk für die Ewigkeit
„The Messiah!“ stand auf der ersten Seite. Ach, wieder ein Oratorio! Die letzten hatten versagt. Aber unruhig, wie er war, schlug er das Titelblatt um und begann. Beim ersten Wort fuhr er auf. „Comfort ye“, so begann der geschriebene Text. „Sei getrost!“ – wie ein Zauber war es, dieses Wort – nein, nicht Wort: Antwort war es, göttlich gegeben, Engelsruf aus verhangenen Himmeln in sein verzagendes Herz. „Comfort ye“ – wie dies klang, wie es aufrüttelte innen die verschüchterte Seele, schaffendes, erschaffendes Wort. Und schon, kaum gelesen, kaum durchfühlt, hörte Händel es als Musik, in Tönen schwebend, rufend, rauschend, singend. O Glück, die Pforten waren aufgetan, er fühlte, er hörte wieder in Musik!
In seinen „Sternstunden der Menschheit“ hat Stefan Zweig dem „Messiah“ von Georg Friedrich Händel ein literarisches Denkmal gesetzt. Bis heute zählt das Werk des 1685 in Halle an der Saale geborenen Komponisten zu den populärsten der gesamten Musikgeschichte. Nach einer von Krankheit und von schweren Rückschlagen geprägten Phase seines künstlerischen Schaffens läutete das Libretto von Charles Jennens, das Händel an einem Nachmittag im August 1741 in Händen hielt, die Wende ein. In nur 22 Tagen hatte Händel, zum Teil unter Verwendung früherer Stücke, die Partitur niedergeschrieben.
Am 13. April 1742 folgte die Uraufführung in der Dubliner Music Hall, ein Benefizkonzert zugunsten dreier Wohltätigkeitsorganisationen. Fast auf den Tag 30 Jahre später und 13 Jahre nach Händels Tod fand am 15. April 1772 in Hamburg die erste Aufführung im Geburtsland des Komponisten statt, der große Teile seines Lebens und Wirkens in London verbracht hatte. Bearbeitet von Wolfgang Amadeus Mozart und von Christoph Daniel Ebeling ins Deutsche übersetzt, trat Händels „Messias“ bald darauf auch hierzulande seinen Siegeszug an.
Der Aufbau des „Messiah“ weicht deutlich vom zur Zeit seiner Entstehung gängigen Schema eines Oratoriums ab. So gibt es keine dramatischen Handlungsstränge und kaum erzählende Passagen. Auch sucht man Jesus vergebens. Der namensgebende Messias kommt nicht als handelnde Person vor. Vielmehr scheinen zumeist alttestamentarische Bibelzitate zu Grundwahrheiten des christlichen Glaubens verdichtet. Sie reflektieren das heilsgeschichtliche Geschehen weit mehr, als sie es darstellen. Bei ihrer musikalischen Ausgestaltung zieht Georg Friedrich Händel alle Register seiner langjährigen Opernerfahrung.
Der erste von drei Teilen des in vielerlei Hinsicht einzigartigen Oratoriums widmet sich der Verheißung des Messias und der Geburt Jesu. Wie im gesamten „Messiah“, kommt auch hier dem Chor eine tragende Rolle zu. „And the glory, the glory of the Lord“ kündigt die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes an. Auf die bange Frage, inwieweit die in Finsternis umherirrende Menschheit sich der Ankunft des Messias würdig zu erweisen vermag, folgt bald das versprochene große Licht – „For unto us a Child is born“ („Denn es ist uns ein Kind geboren“).
Die Leidensgeschichte und Auferstehung Jesu bilden den Gegenstand des zweiten Teils des „Messiah“. Töne tiefsten Mitleids, gemischt aus Trauer und lodernder Empörung, gehen über zur freudigen Erwartung des triumphierenden Heilands durch die himmlischen Heerscharen. Am Ende steht das weltberühmte „Hallelujah“.
Der dritte Teil bekräftigt die Erkenntnis der Erlösung. „I know that my Redeemer liveth“, lässt Händel den Solo-Sopran singen – „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“. Die Bass-Arie „The trumpet shall sound“ verweist auf das Jüngste Gericht als Tag der Freude. Mit der Verherrlichung des Opferlamms und der finalen Amen-Fuge beschließt der Chor Händels Meisterwerk.
Die Solisten
Giorgia Cappello, Sopran
Die deutsch-sizilianische Sopranistin Giorgia Cappello hat sich in den letzten Jahren eine rege Tätigkeit als Konzert- und Ensemblesängerin aufgebaut. So pflegt sie solistisch eine enge Zusammenarbeit mit dem Domkapellmeister Markus Melchiori und der Dommusik Speyer, dem Festival für Alte Musik Aalen, Johannes Michel an der Christuskirche Mannheim, dem Münchner Barockorchester L’arpa festante, Jochen Woll und seinen Ensembles, diversen Kirchenmusikern in und um Stuttgart sowie weiteren im gesamten deutschsprachigen Raum. Daneben ist Giorgia Cappello freischaffend als Sängerin in namhaften Ensembles wie der Gaechinger Cantorey unter Hans-Christoph Rademann, dem Stuttgarter Kammerchor unter Frieder Bernius und der Vokalakademie Berlin tätig.
Bereits während ihres Bachelor-Studiums debütierte sie am Staatstheater Darmstadt als La Ninfa in Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ und als Papagena in der „Zauberflöte“. Die Rolle der Papagena führte sie im Sommer 2018 auch zu den Ettlinger Schlossfestspielen. Nach dem Studium in ihrer Heimatstadt Mannheim bei Prof. Snezana Stamenković und bei Bernhard Gärtner in Stuttgart setzte Giorgia Cappello ihr Studium im Master Konzertgesang bei Prof. Ulrike Sonntag an der Musikhochschule Stuttgart fort. Nun rundet sie es dort mit einem Master in Liedgestaltung bei Prof. Götz Payer und Prof. Ulrike Sonntag ab.
Giorgia Cappello ist Finalistin des Bundeswettbewerbs Gesang Berlin sowie des Haydn Wettbewerbs Niederösterreich. Sie ist Stipendiatin von Live Music Now Stuttgart und der Liedakademie des Heidelberger Frühlings unter Thomas Hampson. Zudem wird sie vom Cusanuswerk – der Studienstiftung der Deutschen Bischofskonferenz – gefördert.
Matthias Lucht, Altus
Für die erkrankte Altistin Ursula Eittinger springt kurzfristig Matthias Lucht ein. Der Altus studierte zunächst Bratsche an der Musikhochschule in Mannheim. Parallel dazu folgte ein Gesangsstudium bei Gerd Türk. Ein Stipendium des DAAD half ihm, sein Studium am Conservatorium van Amsterdam bei Howard Crook und Udo Reinemann fortzusetzen. An der Schola Cantorum Basiliensis in Basel vertiefte er bei Andreas Scholl sein Wissen im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Kurse bei Max van Egmont, Ingeborg Danz, Roger Vignoles, Barbara Schlick und anderen verschafften ihm wichtige Impulse.
Inzwischen ist Matthias Lucht ein gefragter Solist und Ensemblesänger. Neben seiner Arbeit in führenden Ensembles für Alte Musik wie dem Balthasar Neumann Chor, Musica Fiata, Cantus Coelln, Capella Angelica oder dem RIAS Kammerchor tritt er regelmäßig als Solist mit namhaften Dirigenten in Erscheinung, darunter Andrea Marcon, René Jacobs, Ivor Bolton, Wolfgang Katschner, Alessandro de Marchi, Jos van Veldhoven, Thomas Fey, Konrad Junghänel, Gottfried von der Goltz und Helmut Rilling. Dabei begleiteten ihn etwa das Balthasar Neumann Ensemble, Akamus Berlin, Lautten Compagney Berlin, l`arpa festante oder die Heidelberger Sinfoniker. Zu Gast war er unter anderem beim Bachfest Leipzig, bei den Händelfestspielen Halle und Salzburger Pfingstfestspielen, beim Heidelberger Frühling, im Festspielhaus Baden-Baden und im Concertgebouw in Amsterdam.
Auch auf der Opernbühne ist Matthias Lucht zu sehen. Nach seinem Debüt bei den Innsbrucker Festwochen hat er an der Staatsoper „Unter den Linden“ in Berlin, am Badischen Staatstheater Karlsruhe, dem Staatstheater am Gärtnerplatz in München, dem Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, den Theatern in Passau, Landshut, Solothurn und Biel gastiert. Dort verkörperte er erfolgreich unter anderem Tolomeo (Händel: „Giulio Cesare“), Eustazio (Händel: „Rinaldo“), Ottone (Monteverdi: „L´incoronazione di Poppea“) und Apollo (Britten: „Death in Venice“).
Fabian Kelly, Tenor
Der Tenor Fabian Kelly, geboren in Speyer, studierte zunächst Französisch, Schulmusik und Klavier, dann Gesang an der Hochschule in Mainz in der Klasse von Andreas Karasiak. 2015 debütierte er als Podestà in einer Hochschulproduktion von Mozarts „Finta Giardiniera“. 2018 war er Solist des RheinVokal-Festivals, gastierte im selben Jahr am Landestheater Rudolstadt als Sellem in Strawinskys „The Rake’s Progress“ und war 2019 bei den Schwetzinger Festspielen in der Produktion von Franz Ignaz Becks „L’Isle déserte“ mit dem Orchester La Stagione unter der Leitung von Michael Schneider zu hören. Im April 2019 war er als Solist der Matthäuspassion von J. S. Bach Teil von LaPetiteBande unter der Leitung von Sigiswald Kuijken, mit Konzerten in Leut und dem Amsterdam Royal Concertgebouw. 2021 zeigte Kelly in der Berliner Opernproduktion von Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“ seine stimmliche wie darstellerische Flexibilität, indem er gleich fünf Rollen verkörperte, darunter auch die Haute-Contre-Partie der Arnalta.
Fabian Kelly ist Mitglied des Exzellenzprogrammes „Barock Vokal“, das sich der historischen Aufführungspraxis von Werken aus der Renaissance bis zur Weimarer Klassik widmet. Mit besonderer Vorliebe pflegt der frühere Liedertafel-Sänger das Vokal-Werk Johann Sebastian Bachs. Regelmäßig konzertiert er mit renommierten Orchestern und Ensembles wie dem Balthasar-Neumann-Chor, B’Rock, der Lautten Compagney, dem EUBO, dem Dresdner Barockorchester, l’arpa festante und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.
Der zweifache Preisträger des Meistersinger-Wettbewerbs Neustadt an der Weinstraße und des Fritz-Wunderlich-Stipendiums arbeitete bereits mit international renommierten Dirigenten wie Ton Koopman, Masaaki Suzuki, René Jacobs, Thomas Hengelbrock, Andreas Scholl, Wolfgang Katschner, Alfredo Bernadini, Manfredo Kraemer, Ralf Otto und Leo Krämer zusammen. Meisterkurse unter anderem bei Claudia Eder, Andreas Scholl und Terry Wey ergänzen seinen musikalischen Werdegang.
Wolfgang Newerla, Bariton
Im April 1986 nahm Wolfgang Newerla ein Studium unter der Führung von Arthur Janzen an der Staatlichen Hochschule in Detmold auf. 1990 wechselte er an die Hochschule für Musik und Theater zu William Workman. Im folgenden Jahr hatte er sein Debüt am Theater Lübeck in der Rolle des Eugen Onegin. Direkt nach dem Diplom in Hamburg wurde Wolfgang Newerla an das Theater Ulm engagiert. Er erhielt Einladungen unter anderem von der Staatsoper in Berlin, der Deutschen Oper Berlin, den Opernhäusern in Kiel, Freiburg, Bielefeld, Kaiserslautern, Leipzig, der Semperoper in Dresden, der Volksoper Wien, dem Teatro Real Madrid, der Staatsoper Stuttgart, der Staatsoper Hannover sowie der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf.
Wolfgang Newerla arbeitet seit vielen Jahren mit namhaften Dirigenten wie Michael Gielen, Kirill Petrenko, Zubin Mehta, Julia Jones, Sylvain Cambreling, Heinz Wallberg, Johannes Kalitzke, Philippe Jordan, Manfred Honeck, Pablo Heras Casado oder Axel Kober zusammen. Zu einem seiner Schwerpunkte hat sich die Barockmusik entwickelt. So erfolgten Einladungen zu Konzerten mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, der Akademie für Alte Musik Berlin, der Berliner Lautten Compagney oder dem Concerto Köln mit Dirigenten wie Thomas Hengelbrock, Christopher Hogwood, Ivor Bolton, Roy Goodman, Helmuth Rilling, Hermann Max und Jörg Straube.
1990 gewann Wolfgang Newerla den VDMK-Wettbewerb im Bereich Oper in Nordrhein-Westfalen. 1991 war er Preisträger des Belvedere-Wettbewerbs in Wien. Zudem gewann er den Preis des NDR. 1997 sang Wolfgang Newerla den Cortez in einer Inszenierung der „Eroberung von Mexico“ von Wolfgang Rihm. Dafür wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt für die Auszeichnung „Sänger des Jahres“ nominiert. Den Sonderpreis der Carl-Orff-Stiftung erhielt Wolfgang Newerla 2013 für seine Interpretation des Prometheus in der gleichnamigen Produktion bei der Ruhrtriennale 2012. Im selben Jahr wurde er erneut zum „Sänger des Jahres“ vorgeschlagen.